Ein Filmprojektor als Zeitreise - Objektvorführung im Forum Wissen
Den Auftakt machte unser Vorstandsmitglied Martin Lindner, der als Kurator der "Sammlung Stern" auftrat. Letztere geht im Kern zurück auf den filmischen Nachlass des Archäologen und Filmforschers Tom Stern (1958 bis 2016). Erinnert wurde an die Zeit vor Netflix & Co., als Filmschauen ein sinnliches Erlebnis war, das vor der eigentlichen Vorführung begann und darüber hinausreichte. Es war das Klackern der Zahnräder, das Dröhnen des Projektors, der Geruch von Popcorn und Polsterstoffen. Mit einem Stück Technikgeschichte aus dem Altertumswissenschaftlichen Filmarchiv "Sammlung Stern" konnten die Anwesenden in diese Zeit zurückreisen und Film als Erlebnis für alle Sinne genießen.
Filmkunstfreunde bei der Göttinger Nacht des Wissens 2022
Im Rahmen der 5. Göttinger Nacht des Wissens unterstützten die Filmkunstfreunde Göttingen e.V. eine Aktion des Altertumswissenschaftlichen Filmarchivs Sammlung Stern. Mit 250 Euro gefördert wurden Raummiete und Vorführer für drei einstündige Vorstellungen im Kino Méliès am 9. Juli 2022.
Dabei liefen wechselnde Filme, die auf jeweils eigene Weise (antike) Geschichte und Archäologie für ideologische Erzählungen vereinnahmen. Der Stummfilm Die Hermannschlacht von 1922/24 nutzt etwa die Ereignisse von 9 n.Chr., um den Widerstand gegen französische und belgische Truppen bei der zeitgenössischen Besetzung des Ruhrgebiets zu stärken. Der Propagandafilm Ewiger Wald von 1936 beschwört einen vermeintlich natürlichen germanisch-deutschen Kulturraum, der von Fremdeinflüssen gereinigt und gegebenenfalls expandiert werden müsse.
All diese Beispiele wurden wissenschaftlich eingeführt und kommentiert von Dr. Martin Lindner und seiner studentischen Mitarbeiterin Sophie Dix aus der Sammlung Stern. Die gesamte Nacht des Wissens war sichtbar von der fortgesetzten Pandemie beeinträchtigt und schwächer nachgefragt als in den Vorjahren. Trotzdem – und obwohl das Kino Méliès abseits der Hauptschauplätze lag – fanden im Schnitt rund 20 Gäste pro Vorstellung den Weg dorthin. Die Filmkunstfreunde waren mit ihrem Logo auf der Leinwand und einem Infostand im Foyer vertreten.